Raymond Wilbois

Raymond N.R. Wilbois,
Verhaltenstrainer

 

An dieser Stelle erscheinen in unregelmäßigen Zeitabständen aktuelle Beiträge für Klienten und Kunden, die thematisch das breite Feld der Erwachsenen-Bildung und insbesondere Themenabhandlungen sowie Methoden zu Seminaren, Workshops oder Coaching-Verfahren betreffen.

Warming up's - "Brennstoff" für mehr Aufmerksamkeit

Im Regelfall werden viele Veranstalter oder Durchführende von Lehrveranstaltungen mit der Situation konfrontiert, dass zu Beginn eine "Friedhofsruhe“ im Raum herrscht.

Oftmals kennen sich die Teilnehmer untereinander nicht; es fallen vielleicht ein paar belanglose Bemerkungen von Seite zu Seite und ein Schweigen erfüllt den Raum des Geschehens.

Selbst dann, wenn der Trainer oder Dozent seine Teilnehmer fröhlich begrüßt hat, um anschließend in das Thema einzuführen, kann man an der körpersprachlichen Haltung der Teilnehmer fast alles ablesen: Sie sind noch nicht angekommen und es fehlt der innere Schwung zum gedanklichen Mitmachen.

Oder es ist die Zeit nach der Mittagspause, die für manche Menschen im Lernprozess schwierig zu sein scheint, weil sie mit der Müdigkeit zu kämpfen haben.

Es geht also immer darum, eine Anfangssituation aufzulockern. Hierzu gibt es bekanntlich viele Tools und Formen.
Warming up's sind daher mehr als Spiele mit „gewürztem“ Spaßeffekt. Es geht darum, die Stimmung in der Gruppe zu steigern und den Teilnehmern über Aktivierungen verschiedenster Art ein Plateau zur geistigen Arbeit zu bieten.
Sehr wesentlich kommt es bei allen Methoden auf die Besinnung des Einzelteilnehmers auf sich an; er muss die Bereitschaft entwickeln, mitzugehen, seine Sinne zu nutzen und zu entfalten.
Die Kreativität sollte durch phantasievolle Aufgaben gefördert werden. Sehr unterstützend sind auch rhetorisch gekonnt vorgetragene Metapher.
Die erste Form der Teambildung kann über Aktionen erfolgen, die in Kooperation (Gruppenteile) erfolgreich gelöst werden können. Dabei ist das Engagement der Teilnehmer zu steigern, indem man zwar sehr komplexe Aufgaben bietet, die jedoch immer lösbar sein müssen. So entsteht Motivation durch Erfolgserlebnisse und die Teilnehmer sind bereit, sich auf Neues einzulassen.

Fazit:

Ein Trainer tut gut daran, seinen Teilnehmern phantasievolle Entspannung und im Mix auch besinnliche Momente anzubieten. Dabei liegt die Entscheidung darin, dass unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden können.
In der einschlägigen Fachliteratur finden sich viele Angebote zu diesem Thema.

 

Verheißt Ruhe und Gelassenheit: Eine Blumenwiese

Ist Gelassenheit ein unerfüllbarer Zustand?
Eine Betrachtung durch die "Lebensbrille" verschiedener "Sichtstärken"

Von Raymond N.R. Wilbois

"Bleibe gelassen, rege Dich nicht so auf", so oder ähnlich klingen die Ratschläge, die uns häufig erteilt werden.
Auch die entspannenden Atemübungen bringen oft nicht den gewünschten Effekt, wenn wir wieder einmal aus dem seelischen Gleichgewicht geraten sind.

Wir müssen aber bei der Betrachtung der Gelassenheit auch konstatieren,
dass es keinen Dauerzustand von Gelassenheit geben kann.

Niemand ist jeden Tag in der gleichen Gemütsverfassung

Das liegt daran, dass häufig an unserem Selbstwertgefühl "gekratzt" wird,
oder wir innerhalb der täglichen Ereignisse und Anforderungen die eine oder andere Situation falsch eingeschätzt haben. So haben wir dann vielleicht Entscheidungen getroffen, die wiederum zu einer Folgewirkung geführt haben, deren Resultat ein neues Ereignis entstehen ließ, das uns gar nicht behagte.
Oder es war die erwartete Zuwendung, ein Wohlwollen aus unserer Umgebung, das ausgeblieben ist, wir jedoch - wenn auch unterbewusst - erwartet haben.
Schilderungen dieser Art könnten noch weiter geführt werden.

Von daher ist es wichtig, dass wir wissen: die Gelassenheit, die wir gestern hatten, kann morgen oder übermorgen verflüchtigt sein.

Vielfach sind es Kränkungen, die uns aus der Gelassenheit führen. Die meisten Menschen, die kränkende Bemerkungen anderen gegenüber machen, sind sich nicht bewusst, was sie eigentlich anrichten, weil sie vielleicht gar nicht kränken wollen.
So hören wir dann: "Ich wollte ihm doch nur sagen, dass diese Vorgehensweise falsch ist." Auch hier gilt die Bewertung, dass es nicht darauf ankommt, was man sagt, sondern wie man etwas ausdrückt; die Körpersprache und der Ton kommen hinzu.
So ist es auch nicht leicht, sich in die Tagesform eines anderen Menschen hineinzuversetzen. Dies gilt beidseitig.

Wenn etwas nicht zu ändern ist, dann ist es so

Ein nicht unwesentlicher Punkt der Bewertung von Gelassenheit ist die Tatsache, dass es immer wieder Situationen gibt, an denen wir nichts ändern können. Ob es die unangenehme Verspätung eines Zuges ist oder die lange Schlange an der Kasse oder die nervenaufreibende Warteschleife am Telefon: Unvermeidliches muss letztlich akzeptiert werden.

Eine zu hohe Erwartungshaltung macht es nicht leicht

Auch unsere Erwartungshaltung macht uns bei dem Willen, Gelassenheit zu besitzen, oft einen Strich durch die Rechnung.
Je geringer und realistischer unsere Erwartung an eine Situation ist, um so leichter fällt es uns, Geduld zu haben. Das ist oft leichter gesagt, als getan.
Weil wir aber jede Situationsbewertung aus unserer subjektiven Brille sehen, kommt beispielsweise gerade in Alltagssituationen sehr rasch Frustration auf.

Gelassenheit einer Pusteblume

Lebenserfahrung macht gelassen

Das sagen nicht wenige Menschen, die sich bereits in einem bestimmten Lebensalter befinden und diese Bewertung trifft zu.
Denn mit dem Lebensalter haben sich Erfahrungen eingespeichert, die ganz bestimmte Reaktionen auf Anforderungen oder Ereignisse hervorrufen. Es ist oftmals die Haltung einer größeren Distanz zu den Dingen, die den emotionalen Pegel tief stehen lässt.
Wie wir letztlich im Leben die Ereignisse bewältigt und reflektiert haben, ist maßgebend für unser Verhalten und damit für unsere Gelassenheitsschwelle.

Menschen mit Macht oder einem öffentlichen Status, aber auch einer besonderen Körperlichkeit, haben es - so die Forschung - im Alter oft besonders schwer, in eine Gelassenheit zu finden. Es ist die Erkenntnis, die Jugendlichkeit abgegeben zu haben, einen nur noch eingeschränkten Erfolg vorweisen zu können oder auch eine Autoritätsbasis abgeben zu müssen, die dann dazu führt, dass man – je nach Gesundheitszustand – in neue Aktivitätenfelder geht. Manche Aktivitäten werden dann überdimensioniert in Angriff genommen, so dass ein Ruhepol, gerade in Fällen des sogenannten Vorruhestandes, nicht entstehen kann kann, der aber für einen zufriedenen Rückblick und zur Kraftgenerierung erforderlich wäre.
Auch die notgedrungene Übergabe einer Leitungsfunktion oder die im Rahmen einer Unternehmensnachfolge neu entstandene Situation, können bewirken, dass es mit der Gelassenheit immer mehr dahin ist. Es fehlen zunächst Ziele, so die Meinung dieser Menschen, wenn man sie befragt.

Sinnvolle Aktivitäten sind unterstützend

Nun hat jede Lebensphase ihre Ziele und vor allem Schwerpunkte.
Im Alter sollten wir das Wechselspiel des Loslassens annehmen und dabei die neuen sozialen Rollen annehmen. Dieser Verarbeitungsprozess verhilft nicht nur zu mehr Gelassenheit sondern auch, dass eine Überfrachtung mit Aktivitäten nicht stattfindet.

Zur Gelassenheit brauchen wir im Alter durchaus sinnvolle Aktivitäten, weil diese auch Energie produzieren.
Dabei wird das Selbstwertgefühl angehoben und die Gelassenheit kann sich entwickeln.

Fazit:

Es gibt sie, die Gelassenheit. Aber sie ist eben nicht im Dauerprozess bei uns vorrätig.